Historisches
Der Jersbeker Gutspark wurde etwa 1726 - 1740 angelegt. Bauherr war Bendix von Ahlefeld (1678 - 1757), der 1704 die einzige Tochter des Jersbeker Besitzers Jasper von Buchwaldt geheiratet hatte. Bis heute ist unbekannt, wer den Garten entworfen hat. Ein erheblicher Anteil ist dem Bauherrn selbst zuzuschreiben, der ein Freund der vielfältigen schönen Künste war und von 1723 - 1726 die Hamburger Oper finanzierte. Daneben ist auch Jacob Fabris zu nennen, der seit 1724 Theatermaler an der Oper war.
Der bekannte Kupferstich von 1747 von Christian Fritzsch ist eine qualitätvolle Vogelschau-Ansicht und entstand nach einer Vorzeichnung von E. G. Sonnin. Im Mittelpunkt steht der neue, erheblich vergrößerte Barockgarten, der zu dieser Zeit schon weithin in Deutschland berühmt und das Ziel vieler hochrangiger Besucher war.
In bester französischer Komposition folgen entlang einer großen Hauptachse Parterre, Boskett und Waldquartier aufeinander, gerahmt und verbunden durch vier- und zweireihige Alleen. Das Parterre besteht aus zwei zentralen Wasserbassins und bunten Broderien, d.h. mit Buchshecken gefassten und mit farbigen Steinen ausgelegten Beetflächen sowie begleitenden Blumenrabatten, wie sie einst der königliche französische Hofgärtner Andrè le Nôtre in Versailles schuf.
Die Auflösung der Zierformen im Park erfolgte wohl nach 1774, dem Verkauf des Gutes an Paschen von Cossel (1714 - 1805), dessen Grabstätte im Wald nordöstlich des Parks erhalten ist. Unter dem Gutsbesitzer C. L. Thierry wurden die Boskettformen abgeräumt. Die heutige Gestaltung der Mittelzone ist wohl von Graf Theodor von Reventlow veranlasst worden, Besitzer von Jersbek seit 1840. Sein Nachfahre Julius von Bethmann-Hollweg ist der heutige Eigentümer.
Mit den Alleen, dem Heckengang, einer im Kreis gepflanzten Gruppe von 12 Linden ("Zwölf Apostel"), der alten Quartiereinteilung und einigen Hecken hat sich bis heute das Grundgerüst des wohl 1740 im Wesentlichen fertig gestellten barocken Gutsparks erhalten. In den Jahren 1984 - 1987 wurden die Alleen in der Trägerschaft des Kreises Stormarn durchgreifend saniert. 1986 wurde der Jersbeker Park unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2010 ist der Förderverein Jersbeker Park e.V. Pächter von Teilen des Parks sowie künftiger Träger von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.
Der Eiskeller des Gutes Jersbek
Eines der zahlreichen Gebäude des Gutshofes in Jersbek ist der Eiskeller. Über zwei Jahrhunderte genutzt, wurde er nach dem 2. Weltkrieg schließlich nicht mehr gebraucht. Der mächtige reetgedeckte Dachstuhl aus Eiche hielt Wind und Wetter noch etliche Jahrzehnte stand. Das zuletzt offen stehende Gebälk stürzte dann aber durch den starken Sturm im Winter 1978/79 zusammen. Da zwischenzeitlich die überörtliche Bedeutung des Eiskellers erkannt und anerkannt worden war, entschloss sich die Gemeinde Jersbek noch 1979, den Eiskeller zu restaurieren. Sie beauftragte Landschaftsarchitekten mit der Vorbereitung und warb die notwendigen Mittel ein. Unter Beteiligung zahlreicher Förderer konnte das einmalige Bauwerk eines Eiskellers im Jahre 1984 vollständig restauriert werden.
Der höchstwahrscheinlich in den Jahren 1736/37 erbaute Eiskeller in Jersbek ist für die heutige von der Technik und insbesondere von Maschinen geprägte Umwelt noch ein Relikt aus der vorindustriellen Zeit.
Der Eiskeller erhielt seine heutige Form zur Glanzzeit des Gutes Jersbek unter seinem 1678 geborenen Besitzer Bendix von Ahlefeldt. Für die damalige Gutswirtschaft spielte die von eingewanderten holländischen Familien betriebene Milchwirtschaft eine hervorragende Rolle. Wenn auch der Jersbeker Eiskeller sicherlich zur Hauptsache für die Kühlung von Milchprodukten und Fleisch gedient haben wird, so darf angenommen werden, dass mit seiner Hilfe manche Eisspeise oder „Eisklümpchen“ für erfrischende Getränke hier entstanden oder aufbewahrt wurden. Das große Reetdach deckt zwei Räume verschiedener Funktionen: der vordere rechteckige Raum, auch „Vorraum“ genannt, ist mit 4,50 x 4,50 m rund 20 qm groß und 2 m hoch. Dies dürfte der Platz für die kühle Lagerung von Milch, Butter und Käse gewesen sein.
Hinter dem Vorraum liegt der eigentliche kreisrunde etwa 7 m tiefe Eistrichter. Der Durchmesser verjüngt sich mit zunehmender Tiefe von etwa 6 m auf 3,10 m. Der Eistrichter wurde in jedem Spätwinter mit Eis gefüllt, das aus dem nahen Gutsteich gewonnen wurde. Ein „Schleifweg“ führt zu dem an der Nordseite gelegenen Eingang. Etwas mildere Winter waren kein größeres Problem, weil der Schmelzverlust in gut eingerichteten Eishäusern wohl nicht mehr als 20-25 Prozent betrug. Der Eiskeller war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch; überflüssig wurde er erst, als sich die moderne Kühltechnik durchgesetzt hatte.
Auf die gut isolierende Eigenschaft des Reetdachs verließ man sich nicht allein: außen um den Eiskeller herum wurde zusätzlich noch dicht an dicht ein Kranz von ursprünglich 18 Bäumen gepflanzt, im Wechsel Linden und Kastanien; deren Blätterdach verhinderte so zusätzlich eine allzu starke Erwärmung der Luft über dem Eiskeller. Der historische Baumkranz ist leider durch zweimaligen Eiskellerbrand (Brandstiftung) verloren und wurde anschließend wieder ersetzt.
Der Eiskeller in Jersbek ist heute, im Gegensatz zu den auf schleswig-holsteinischen Gütern noch zahlreich erhaltenen alten Kuhhäusern, Pferdeställen und Scheunen, ein seltenes bauliches Zeugnis seiner Art, ein Denkmal der Kühltechnik aus der Zeit vor Erfindung der Kühlmaschine.
(Quelle: Burkhard von Hennigs „Der Eiskeller des Gutes Jersbek“, 1985 (Broschüre; Nachdr. 2000))